Der "JGA" ist ein vorehelicher Brauch, der international viele Namen hat. Im englischsprachigen Raum je nach Geschlecht z.B. Bachelor/Bachelorette-Party, Stag Party (in Großbritannien und den Commonwealth-Ländern), Stag Do, Stag Weekend (in Irland), Buck's Night (in Australien) oder Hen Night. Es geht aber immer um eine Sache: Verlobte Menschen feiern meist getrennt von der jeweiligen Partnerin oder dem Partner vor der eigentlichen Hochzeit mit einer Gruppe an Bekannten, bevor sie den "Bund fürs Leben" schließen (meist erfolgt die Feier geschlechtergetrennt, dies ist aber nicht zwingend der Fall). Geplant wird er in der Regel von den Freunden oder der Familie des Brautpaars, allen voran der Trauzeugin bzw. dem Trauzeugen. Nicht selten sind Braut oder Bräutigam vorher im Unklaren über die Aktionen.
Ursprünge des Junggesellenabschiedes - Woher kommt der JGA?
Historisch geht der JGA bis ins antike Griechenland (5. Jahrhundert v. Chr.) zurück. Die Spartaner ehrten die letzte Nacht des Bräutigams als ledigen Mann mit einem Abendessen, Getränken und passenden Trinksprüchen. Vor der Hochzeit gab es zusätzlich ein Fest, bei der die Eltern der Braut die Würde des zukünftigen Bräutigams bewerteten. Auch im antiken Rom gab es vermutlich ähnliche Feiern, bei denen die letzten Tage des Junggesellenlebens mit Bekannten begangen wurden.
Danach ging diese Tradition erstmal zunächst wohl wieder verloren, was vermutlich an einer zunehmenden religiösen Bedeutung der Ehe lag. In vielen christlichen Traditionen wurde erwartet, dass Braut und Bräutigam sich in Reinheit und Bescheidenheit auf die Ehe vorbereiten.
Neuere schriftliche Erwähnungen von JGAs bestehen erst ca. seit dem 19. Jahrhundert. Im Oxford English Dictionary wird etwa ein Black-Tie-Bankett beschrieben, das vom Vater des Bräutigams ausgerichtet wurde. Hierbei handelte es sich also eher um formelle Feiern; oft ein gehobenes Dinner mit Trinksprüchen und Reden zu Ehren des Brautpaars. Es liegt nahe, dass Feste dieser Art zunächst eher von der Oberschicht gefeiert wurden und erst später von der breiten Bevölkerung aufgegriffen wurden.
Zum Ende des 19. Jahrhunderts schienen dann auch die "frivolen" Elemente in JGAs einzuziehen, mit denen sie heute oft assoziiert werden. 1896 veranstaltete Herbert Barnum Seeley eine berüchtigte Junggesellenfeier für seinen Bruder im einen New Yorker Restaurant. Dort trat eine Tänzerin namens "Little Egypt" auf, die angeblich nackt in Desserts auftrat. Die Party wurde frühmorgens von der Polizei aufgelöst und die Seeley-Familie wegen "ungebührlichen Verhaltens" angeklagt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde dann auch der Begriff "Bachelor Party" schriftlich festgehalten (während der Begriff "Bachelor" erstmals bereits im 14. Jahrhundert auftauchte, um einen jungen Ritter zu beschreiben, der sich in Ausbildung befand).
In vielen Regionen Deutschlands ist auch der Polterabend vor dem Hochzeitstag (oder mittlerweile oft ein paar Wochen vor der Hochzeit) immer noch Brauch, auch wenn er zunehmend vom JGA verdrängt wird. Seine Ursprünge könnten tatsächlich ein wenig länger zurückgehen, vermutlich bis ins 16. Jahrhundert, und könnte sogar Wurzeln im germanischen Brauchtum haben. Im Mittelpunkt steht hier das Zerbrechen von Porzellan, Keramik und Steingut, wobei der Lärm dem Aberglauben nach böse Geister fernhalten soll. Glas und Spiegel sind tabu, da sie Glück symbolisieren und nicht zerstört werden sollen. Das Brautpaar muss zusammen die Scherben beseitigen, was symbolisch für das gemeinsame Leben und Arbeiten steht.
Ab dem 20. Jahrhundert wurden, wie in vielen westlichen Ländern, die informelleren JGAs zunehmend populärer. Der JGA war lange Zeit eine reine "Männersache", was sich auch in der seit den 1980er Jahren steigenden Tendenz zu "Saufgelagen" und zur Sexualisierung (das Klischee der Stripperinnen und der Stripclubbesuche etc.) zeigte. Wild feiern durften die zukünftigen Ehefrauen nicht. Für sie gab es stattdessen eine "Bridal Shower", die "gesitteter" ablief. Als ab den 1960ern feministische und emanzipatorische Bewegungen dann entscheidend dazu beitrugen, dass nun auch die Braut den Abschied vom Ledig-Sein feiert ähnlich ausgelassen wie der Bräutigam feiert, haben dann auch die traditionellen Bridal Showers in ihrer Bedeutung abgenommen. Der Begriff hat mittlerweile eine neue Bedeutung bekommen, nämlich für ruhigere Versionen von JGA-Feiern, und wurde bei Männern durch Begriffe wie" "Groom Shower" oder "Bro-dal Shower" adaptiert.
Das Hinterfragen von Geschlechterrollen führte dann auch zunehmend dazu, dass JGAs vielfältiger und individueller gestaltet werden und sich von gängigen sozialen Konventionen abheben. Manche Paare feiern gemeinsam eine Joint Bachelor/Bachelorette Party. Viele gleichgeschlechtliche Paare nutzen bspw. die Gelegenheit, traditionelle Geschlechterrollen und Erwartungen zu hinterfragen und ihre Feiern nach ihren eigenen Vorstellungen zu gestalten. Die Brautparty gilt z.B. als elegante Version der Hen Parties. Sie läuft in der Regel „erwachsener“ ab und kommt ohne die vermeintlich peinlichen Elemente aus.
Mit der Zeit stiegen auch die Ansprüche an die JGAs. Manche Gruppen unternehmen sogar Reisen zu "JGA-Hotspots". Ob nun der oder die Überraschte mit einer Limousine zur wilden Party abgeholt oder man lieber gemütlich eine Weinwanderung macht - Alles ist angepasst an persönliche Vorlieben.
Von Bauchläden und T-Shirts
Einige "klassische Muster" finden sich aber dann doch bei vielen JGAs: Oft werden Junggesellin oder Junggeselle von Bekannten überrascht und es wird mit dem klassischen Bollerwagen, der Limousine oder einem Partybus losgezogen. Gemeinsam getragenene T-Shirt weisen die JGA-Gruppe als zusammengehörig aus und nicht selten muss das "Opfer" ein Kostüm anziehen oder Aufgaben bewältigen, z.B. in einem Bauchladen kleine Produkte wie Schnäpse an Passantinnen und Passanten verkaufen, um den JGA mitzufinanzieren.
Auch dem Budget sind keine Grenzen gesetzt: Mittlerweile gibt es dutzende spezialisierter Anbieter für organisierte JGAs deren Offerten deutlich über die "lose Sauftour" hinausgehen. Für Menschen, die gerne eine Reise in Kauf nehmen, ist der Klassiker in den USA Las Vegas ist, während in Europa Städte wie Amsterdam, Prag oder Budapest zur Destination für JGAs geworden sind. In manchen Institutionen der "JGA-Hotspots" wird aber Gruppen der Zugriff mittlerweile verweigert.
Wir wünschen dir viel Spaß auf deinem zukünftigen Junggesellenabschied bzw. Junggesellinnenabschied!
Abschließend kann man sagen, dass Junggesellen- und Junggesellinnenabschiede zu einem wichtigen und spaßigen Teil der Hochzeitsvorbereitungen geworden sind. Von formellen Anfängen haben sie sich zu vielfältigen Feiern entwickelt, die viel Raum für Kreativität und persönlichen Ausdruck bieten. Ob man sich für eine wilde Party, eine entspannte Reise oder eine intime Feier mit engen Freunden entscheidet, diese Events bieten die perfekte Gelegenheit, die letzten Tage vor der Hochzeit zu genießen. Heutige JGAs sind ein Spiegel der individuellen Vorlieben des Brautpaares und zeigen, wie sich Traditionen an die modernen Bedürfnisse anpassen können. Mit einer Vielzahl von Möglichkeiten lässt sich jeder Junggesellenabschied so gestalten, dass er unvergesslich bleibt und ein wertvolles Andenken an den Beginn eines neuen Lebensabschnitts darstellt. Die Freude, der Zusammenhalt und die besonderen Momente, die an diesem Tag entstehen, machen den JGA zu einem unvergesslichen Erlebnis, das lange in Erinnerung bleibt.